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Eine Brücke verbindet mehr als nur zwei Ufer
Seit dem Herbst 2015 überspannt der Isarsteg Nord die Isar zwischen Schwabenau und Neustift – ein markantes Bauwerk, das aus der Stadt Freising längst nicht mehr wegzudenken ist. Als barrierefreie Verbindung für Fußgängerinnen und Radfahrer wurde die Brücke als Modellprojekt mit europäischer Förderung errichtet – und hat sich seitdem zur echten Erfolgsgeschichte entwickelt.
Eine Brücke aus Ideen: Die Planungsphase
Die Diskussion um den Isarsteg begann bereits Jahre vor dem ersten Spatenstich. Der Wunsch, die Isarauen für alle erlebbar zu machen und gleichzeitig die Stadtteile jenseits der Isar besser anzubinden, wurde insbesondere von der Freisinger Mitte immer wieder in die politischen Debatten eingebracht.
Die Freisinger Isarauen, nach den Fauna-Flora-Habitatrichtlinien (FFH) zu einem schützenswerten Raum für Arten und Lebenstypen erklärt, ist Naherholungsgebiet für Sport- und Freizeitliebhaber. Zahlreiche Ufer- und Dammwege durchziehen das Gebiet. Kiesbänke laden zum Sonnenbad ein. Zwei Stege sollen nun diesen einzigartigen Naturraum in seiner ganzen Breite erlebbar machen und beide Stadtseiten stärker miteinander verbinden.
Um als Leader-Projekt anerkannt zu werden und damit Fördergelder zu erhalten, galt es, Innovationen für Freising zu entwickeln. Diese Aufgabe erfüllte das Ingenieurbüro Bergmeister GmbH aus Südtirol mit einer Brücke, die „nur aus Weg“ besteht: Verschiedene Treppen und Rampen dienen sowohl als Stützen wie auch als verzweigte Aufgänge, die sich zu einem abgeknickten Weg über die Isar verbinden. Aus einem Wetterfeststahl geschaffen wird die Brücke gewollt verwittern und einen braunen Rostbelag anlegen.
Im Planungs- und Umweltausschuss wurde 2013 schließlich entschieden, zwei innovative Brückenkonzepte umzusetzen: den nördlichen Steg bei Neustift – und langfristig einen südlichen Steg zwischen Savoyer Au und Seilerbrückl. Mit dem Isarsteg Nord wollten wir beginnen, da der Bund Naturschutz bereits Klage gegen den Isarsteg Süd angekündigt hatte – obwohl dieser am meisten helfen würde, PKW-Verkehr zu vermeiden.
Der Entwurf des Ingenieurbüros Bergmeister überzeugte durch seine naturnahe Gestaltung: keine klassische Brücke, sondern ein „Weg über der Isar“, aus wetterfestem Stahl gefertigt, mit sanften Knicken und eleganten Rampen, die gleichzeitig die Konstruktion tragen. Das Ziel: sich gestalterisch in die Isarauen einfügen, statt sie zu dominieren.
Technische Umsetzung & Finanzierung
Länge: ca. 160 Meter
Breite: 3,40 Meter
Kosten: rund 2,2 Millionen Euro
Förderung: ca. 756.000 Euro über das EU-LEADER-Programm
Ergänzt wurde das Projekt durch eine Wegesanierung im Umfeld – alles abgestimmt mit den Anforderungen des FFH-Gebiets Isarauen, das unter besonderem Naturschutz steht. Auch der Steg wurde zurückhaltend beleuchtet, die Weg selbst durch die Isarauen durften jedoch nicht beleuchtet werden.
Heftige Diskussion – aber ein voller Erfolg
Die Entscheidung für den Bau war nicht unumstritten: Kritische Stimmen im Stadtrat hinterfragten Kosten, Eingriffe in die Natur und die Notwendigkeit einer weiteren Querung. Besonders die Tatsache, dass der Steg „nur“ für Fuß- und Radverkehr gedacht war, wurde damals skeptisch gesehen – dabei ist genau das heute sein großer Vorteil.
Inzwischen hat sich der Isarsteg Nord als wichtige Verbindung im Alltag bewährt: Schülerinnen und Schüler, Berufspendelnde und Freizeitradler nutzen ihn täglich. Die Brücke hat den Radverkehr zwischen Neustift und Innenstadt spürbar erleichtert – und durch die barrierefreie Rampe profitieren auch mobilitätseingeschränkte Personen.
Blick nach Süden: Wann kommt der Isarsteg Süd?
Mit dem Isarsteg Nord wurde ein Vorzeigeprojekt umgesetzt – doch im Stadtentwicklungskonzept STEP 2030 ist längst auch der Isarsteg Süd vorgesehen. Er soll die Savoyer Au mit dem Seilerbrückl verbinden und insbesondere Lerchenfeld noch besser an den Bahnhof, das Schlütergelände mit Einkausfmöglichkeiten und Kino sowie das Zentrum anschließen. Auch dieser zweite Steg wurde schon 2013 planerisch angedacht. Sein Bau steht zwar aktuell noch nicht konkret bevor, wird aber in den kommenden Jahren wieder auf die Tagesordnung rücken – nicht zuletzt, weil das Verkehrsaufkommen steigt und die klimafreundliche Mobilität weiter gefördert werden muss.
Mehr Informationen:
Stadt Freising – Interkommunale Zusammenarbeit
Wikipedia – Isarsteg Nord